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Pauli - der Maulwurf kommt zu Besuch Es war 1957 als der Prager Zeichner Zdeněk Miler die Figur des kleinen Maulwurfs
namens Pauli kreierte. Kurz danach machte die Zeichentrickserie "Pauli – der kleine
Maulwurf" große Karriere in den Staaten des Ostblocks, später nahezu weltweit. Auch ich ließ mich
in seinen Bann ziehen, guckte gespannt auf den Bildschirm, zitterte, wenn Pauli in Gefahr geriet
und freute mich, wenn es daraus wieder heil herauskam.
Eine VHS-Kassette mit Zeichentrickfilmen aus der Serie "Pauli der Maulwurf und seine
Abenteuer als Gärtner".
Mit Anspannung begleitete ich ihn bei
seinen Abenteuern und schimpfte kräftig über alles und jeden, der danach trachtete, dem kleinen
Helden etwas Böses anzutun. Grenzenlos ärgerte ich mich über die Menschen, die wilde Jagden auf ihn
veranstalteten und versuchten, ihn in die Enge zu treiben. So ging es Jahre lang, und Pauli, der
inzwischen zu dem Symbol eines Maulwurfs schlechthin aufgestiegen ist, blieb in meinem Gedächtnis
als eine der schönsten Erinnerungen meiner Kindheit.
Dann wurde ich Gärtner ...
Zunächst geschah gar nichts. Es stellte sich ein sehr angenehmes Zusammenleben mit diversen
Tieren, die meinen Garten aus dem angrenzenden Schutzgebiet immer wieder besuchten, ein. Ob
Tauben, Kaninchen, wilde Katzen, Reiher, Füchse, sie alle gestalteten mein Gärtnerdasein eher
interessanter und spannender. Es machte mir auch nichts aus, dass eines Tages Vögel zum Frühstück
alle meine Johannisbeeren wegpickten, einen Tag bevor ich sie selbst ernten wollte. Ich zog
währenddessen mit meiner Gießkanne meine Runden und, wie es sich bei einem braven Gärtner gehört,
goss meine Blumen. Nur vom Hörensagen wusste ich, dass sich manche Gärtner über unerwünschte
Hügel im Garten beschwerten, große Gedanken machte ich mir darüber aber nicht.
Doch das sollte sich bald ändern.
Eines Tages komme ich in den Garten und sehe sie: Drei große Hügel auf meiner Wiese. Ich
war perplex. Noch ahnte ich nicht, was mir bevorstand. Mit Fremdbesuchern hatte ich nie ein
Problem, fürs Kaputtmachen konnte ich mich jedoch nicht begeistern. Noch blieb ich ruhig. Ich
machte die Hügel dem Erdboden gleich und unternahm erstmal gar nichts.
| Pauli unterwegs mit Auto.
(Ein Kühlschrankmagnet)
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Kurz danach standen fünf neue Hügel auf der Wiese. Das war zu viel des Guten. Meine schöne
Wiese! Wenn das so weiter geht, wird sie bald ruiniert. Sie ist nun mal nicht so groß. Warum hat
sich Pauli, so nannte ich vorerst diesen Bewohner der Unterwelt, erinnernd an die tschechische
Zeichentrickserie, gerade mich ausgesucht? Warum nicht den Nachbarn von links, oder vielleicht
den von rechts? Wie wäre es denn mit dem gegenüber? Nicht, dass ich gegen meine Nachbarn was
hätte, aber … Warum ich?!
Jetzt musste ich etwas unternehmen. Ich buddelte mich selbst durch den Garten, um
festzustellen, wie die Wege des Eindringlings so verlaufen. Und stellte entsetzt fest, dass
ich es hier offensichtlich mit einer ganz großen Nummer zu tun hatte. Natürlich stieß ich bis dahin
immer wieder auf Kanäle und geheime Gänge von Maulwürfen und Wühlmäusen. Es gab sie mal hier und mal
da. So etwas bleibt im Garten nicht aus. Diesmal war es anders. Pauli bohrte sich insgeheim durch
den gesamten Garten. Von links nach rechts, von oben nach unten und umgekehrt. Er war
überall. Ich war erschüttert und beeindruckt gleichermaßen. Was für ein Kerl, welche Energie,
welcher Fleiß, welche Ausdauer. Und das alles in der kürzesten Zeit, sonst hätte ich das nahende
Unheil schon früher bemerkt. Das Tempo und Ausmaß seiner Ausbreitung war wirklich Angst
einflößend. Ohne dass ich es merkte bekam ich ungewollt einen Mitbewohner, der zweifelsfrei den
gesamten Garten für sich beanspruchte und daraus offenbar sein privates Jagdrevier machen wollte.
Ich wurde einfach so vor vollendete Tatsachen gestellt. Die wenigen Erdhügel erschienen
mir jetzt wie ein Schlussstrich, der letzte Schritt, wie ein mir gewidmeter Wegweiser "Und jetzt
verlassen Sie bitte meinen Garten".
| Pauli auf einem Erdhügel.
(Ein Kühlschrankmagnet)
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Deinen Garten?! So eine Unverschämtheit! Das ist mein Garten, das sind meine Blumen
und alle Regenwürmer gehören mir auch! Ich habe mich vielleicht aufgeregt.
Na warte mal mein Süßer, dachte ich mir. Die Rechnung hast du aber ohne mich gemacht.
Es sollten Monate vergehen, bis mein Widersacher klein beigab und wegzog. Ich hoffe, es ist bei ihm
angekommen, dass er beim nächsten Mal, bitte schön, um Erlaubnis bitten soll. Doch soweit war es
noch lange nicht. Ich hatte es hier mit einem äußerst starken, zielstrebigen und ehrgeizigen Maulwurf,
einem Eroberer vom Feinsten zu tun. Da ich aber nicht im Entferntestem daran dachte, den Platz
kampflos zu räumen, kann man sich ausmalen, was in den drauffolgenden Wochen und Monaten bei mir
im Garten los war.
Ich krempelte die Ärmel hoch und atmete tief durch. Ich war bereit.
Ein Maulwurf zeigt, was er kann:
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